St. Michaelis
Kurzsteckbrief
Planung: | Oberlandeskirchenbaurat Professor Dr. Berndt |
Grundsteinlegung: | 24. August 1957 durch Oberlandeskirchenrat Röpke |
Weihe: | 5. Juli 1959 durch Landesbischof Dr. Erdmann |
St. Michael: | Bronzeplastik des mit dem Drachen kämpfenden Erzengels von Fritz Fleer 1959 |
Erweitert: | Durch Ausbau einer Empore in der Kirche und 1992 durch Anbau neuer Gemeinderäume |

St. Michaelis, die Kirche auf dem Berg …
… entstand in einer Bergarbeitersiedlung, der „Hans- Böckler-Siedlung“. Viele Mitarbeiter der Braunschweigischen Kohlenbergwerke bezogen seit 1953 mit ihren Familien die kleinen Siedlungshäuser auf dem Ziegelberg. Für sie wurde die St. Michaeliskirche gebaut und damit entstand zugleich eine selbständige Gemeinde.
Jedesmal wenn ich die Kirche betrete und an ihren Ursprung denke, habe ich, auf Grund des parabelförmigen Gewölbebogens, sofort einen Stollen vor Augen. Winzige Fenster, die für eine Kirche recht ungewöhnlich sind, lassen mich an den Lichtmangel unter Tage denken. Unsere kleine Glocke, mitsamt dem Türmchen, in dem sie hängt, erinnert mich mit jedem Schlag an den Schlag unter Tage im Stollen, nicht an das imposante Glockengeläut eines Domes. Zuhause und geborgen fühle ich mich in dieser Kirche.
Betritt man sie bei hellem Sonnenschein, so gleicht sie mit ihrem gebogenem Eingangstor und dem Innengewölbe einem Regenbogen. Der Kirchenraum ist erfüllt von den Sonnenstrahlen, die durch die teilweise farbigen Fensterscheiben gebrochen werden. Ein Regenbogen, das sichtbare Zeichen Gottes, das er nach dem Ende der Sintflut gesetzt hat, als Symbol für die Rettung aus Dunkelheit und eingeschlossen sein. Vertrautheit, Ruhe, Beständigkeit - das gibt mir diese Kirche, die Kirche auf dem Berg, die besondere Kirche.
Gudrun Klaffehn
St. Michaelis, ein kleiner Rundgang
Die an ihrer Außenansicht wie in der Gestaltung des Innenraumes gleichermaßen schlichte St. Michaeliskirche wurde mit wenigen christlichen Symbolen ausgestattet. Nähert man sich ihr von Süden den Berg heraufkommend, so fällt die Bronzeplastik des St. Michael über dem unteren Eingang ins Auge.
Der heilige Michael gilt als der Überwinder Satans, als besonderer Beschützer des Volkes Israel, der Kirchen, der christlichen Heere und der Sterbenden. Er führt und wiegt die Seelen der Toten. In der Kunst wird er als Streiter Gottes und Bekämpfer des höllischen Drachens dargestellt. Der Name Michael kommt aus dem Hebräischen und heißt: Wer ist wie Gott? Der Michaelistag, der 29. September, war in früheren Zeiten der Termin für Abgaben und Gesindewechsel.
Will man die Kirche betreten, so kann man an der Türklinke das Symbol des Fisches entdecken. Der Fisch, der in den ersten 4 Jahrhunderten oft an Häusern und Kirchen dargestellt wurde, geht auf ein Wort Jesu zurück, das besagt, die Jünger sollen Menschenfischer sein (Mt 4,19). Die ersten Gemeinden nutzten den Fisch um ihre Zugehörigkeit zur christlichen Kirche zu symbolisieren. Gelehrte des 17. Jh. verstanden das griechische Wort Ichtys (Fisch) zum ersten Mal als Abkürzung für: Jesus Christus, Gottes Sohn ist Heiland.
Im Innenraum, unmittelbar hinter dem Altar hängt ein Bronzerelief, welches die Einsetzung des Heiligen Abendmahls darstelt. Das Werk stammt von dem Berliner Bildhauer Fritz Fleer und ist eine Arbeit aus dem Jahr 1955, die in einer Hamburger Werkstatt ausgeführt wurde.
Auf dem Grund des aus dem Jahre 1959 stammenden Taufbeckens ist eine Taube abgebildet. Die Taube, die am Ende der Sintflut Noah einen grünen Ölzweig brachte, kündigte den göttlichen Frieden an und der Evangelist Matthäus berichtete, dass der Heilige Geist wie eine Taube auf ihn hernieder schwebte. So erinnert die Taube in der bronzenen Taufschale an das Kommen des Heiligen Geistes, der für den Täufling, wie auch für die Gemeinde aller Getauften, den göttlichen Frieden verkündet.
St. Michaelis – Notizen zur Geschichte
Der Ziegelberg wurde vor seiner ausgedehnten Bebauung von der St. Walpurgisgemeinde versorgt. Als immer mehr Siedlungshäuser entstanden und bezogen wurden und die Walpurgisgemeinde auf inzwischen 7000 Gemeindeglieder angewachsen war, erschienen ein Kirchenbau und eine neue Gemeindegründung sinnvoll.
Da die anderen damaligen Kirchen in Helmstedt schon eine lange Geschichte haben, haben diese alle einen katholischen Ursprung. Die St. Michaeliskirche war nach der Reformation der erste evangelische Kirchenbau in Helmstedt. Nach längerer Planung entstand in circa zwei Jahren Bauzeit seit 800 Jahren erstmals eine neue Kirche in Helmstedt, eine moderne Kirche, mit etwa 100 Plätzen. Die neue Orgel erklang das erste Mal bei der Kirchweihe unter den Organistinnen Gertrud Pfeiffer und Hildegard Bölke mit der Psalmkantate von Händel: „Oh, singet unserm Gott.“
Oberlandeskirchenbaurat Professor Dr. Berndt überreichte den Schlüssel dem Landesbischof Dr. Martin Erdmann, der diesen an den Walpurgispfarrer Günter Neumann weitergab. Damit öffnete sich die Kirchentür und in Gegenwart aller Pfarrer der Propstei und mehrerer tausend Gottesdienstteilnehmer wurde die St. Michaeliskirche geweiht.
Als die Gemeinde durch weitere Bebauung des Ziegelbergs gewachsen war, wurden die Sitzplätze in der Kirche durch den Einbau einer Empore auf fast 140 erweitert. Ebenso entstand 1992 ein Anbau mit zusätzlichen Gemeinderäumen.
Redaktion & Texte: G. Klaffehn; S. Klaffehn; Grafiken: A. Klaffehn